" A Feuerwehr homma, a Musi brauch ma", diesem Ausspruch des k.k. Postmeisters und Postwirt Albert Schett, verdanken wir die Gründung der Musikkappelle Neukirchen im Jahr 1878. Albert Schett, der auch die Freiwillige Feuerwehr in unserem Ort gründete, stellte in seinem Gasthof das Probelokal zur Verfügung. Als erster Kapellmeister übernahm Wenzel Unterwurzacher die musikalische Leitung der 17 Mann starken Kapelle.
Zur Einweihung des neuen Spritzenhauses, am 22. April 1878 rückte die Kapelle das erste Mal aus. Es folgten musikalische Darbietungen im Gasthof zur Post, auf der Hieburg und im Anschluss an so manche Feuerwehrübung wo die Klänge der Musik die müden Feuerwehrleute erfrischte. Im Jahr 1892 übernimmt Johann Unterwurzacher den Taktstock.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts geraten unsere Musikkapelle zunehmend unter den Einfluss militärischer Musikorganisationen. Im Jahr 1903 wurden die Neukirchner Musikanten mit der Kaiserjäger Uniform eingekleidet. Der erste große Anlass zum Tragen der neuen Uniform war das 25. Gründungsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr. Die musikalische Leitung obliegt bis 1903 dem Oberlehrer Josef Rotheneicher. Durch die Gründung des Militärveteranen Vereines 1903, erhält die Musikkapelle eine Erweiterung ihres Betätigungsfeldes. In dieser Zeit leitet Johannes Schnellhorn, Maurer und Organist, die Blasmusik und übergibt 1908 an seinen Berufskollegen Herrn Josef Kriechhammer. Bereits 1910 übernimmt der Maurer Siegmund Stockmaier den Taktstock. Es ist dies eine ruhige Zeit und schöne Feste können im Frieden musikalisch umrahmt werden.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges im Jahr 1914, schmilzt durch die Einberufungen der männlichen Bevölkerung der Mitgliederstand derart zusammen, dass an eine Weiterführung der Kapelle nicht mehr möglich ist. Es kommt zur ersten großen Pause. Erst um 1920 sammeln sich die aus dem Krieg heimgekehrten Musikanten, neben jüngeren Kräften, unter der Leitung von Kapellmeister Isidor Kammerlander zur Neuformierung der Kapelle. Josef Eiter, der für kurze Zeit Kapellmeister war, pflegte mit dem Ausspruch " iast spielen ma no s arme Madele, nocha losch mas" die Proben im Hinterzimmer des Gasthofes Kammerlander zu beenden.
Als im Jahr 1927 Andre Schößwender den Taktstock führt, erlebt die " Musi" ihren ersten Aufschwung. Durch die Begeisterung Schößwenders für die Musik, strömen bald musikbegeisterte Jugendliche herbei. Obwohl die karge Freizeit eines Bauernknechtes kaum zum Besuch der Musikprobe ausreicht, und das Notenlesen beim Misttragen erlernt werden musste, rückt die Musikkapelle zu Begräbnissen und anderen Anlässen mit bereits 30 Mann aus. Die verlorene Arbeitszeit muss nach Feierabend nachgeholt werden, oder wird vom Urlaub abgezogen.
1928 wird unter großer Begeisterung der Bevölkerung das Fest zum 50 jährigen Bestehen der Musikkapelle gefeiert. Als am 21. April das Dorf Neukirchen im Pinzgau zum Markt Neukirchen am Großvenediger erhoben wird, erklingen die Klänge der Musik bis spät in die Nacht.
Mit dem Jahr 1938 tritt ein politischer Umschwung ein, der ein Jahr später die furchtbaren Ereignisse des 2. Weltkrieges zur Folge hat. Wieder werden die Männer aus Neukirchen zu den Waffen gerufen, wie für vieles Andere, tritt auch für die Musikkapelle die große Pause ein.
Es vergehen 6 Jahre bis die von Rosa, der Gattin von Andre Schößwender, verwahrten Instrumente wieder hervorgeholt werden können. Andre Schößwender ruft die heimgekehrten Musikanten zur wöchentlichen Probe ins alte Mesnerhaus. Auf Grund der fleißigen Probenarbeit kann die Blasmusik bald wieder in alter Frische erklingen. Der allmählich anlaufende Fremdenverkehr in unserer Gemeinde veranlasst die Musiker zur Abhaltung von Platzkonzerten. Da die Kaiserjäger Uniformen verschwunden sind, entschließen sich die Mitglieder zur Anschaffung einer einheitlichen Tracht. Es handelt sich um die Tracht eines Pinzgauer Bräutigams aus dem Jahr 1650. Diese Tracht tragen wir bis heute.
Seit der Neueinkleidung im Jahr 1951 tritt die Blasmusik unter der Bezeichnung "Trachtenmusikkapelle Neukirchen" in Erscheinung. Andre Schößwender legt im Jahr 1953 seine Kapellmeisterstelle nieder, ihm folgt Franz Marsalek. Marsalek war Vizekapellmeister bei den Wiener Philharmonikern. Er hat nach dem Krieg der Bundeshauptstadt den Rücken gekehrt und sich in Neukirchen niedergelassen. Mit Franz Marsalek dürfte die musikalische Arbeit nicht immer leicht gewesen sein. Der hohe Ausbildungsstand, der pinzgauer Dialekt und die Heranführung der doch traditionellen Blasmusik an das Gebiet der Klassik taten ihr Übriges. Der gestrenge Lehrmeister dirigiert die TMK im neuerbauten Gemeindehaus. Das Zimmer war zwar groß, doch die Schräge der Mansarde machte ein aufrechtes Stehen für manche Register unmöglich. So kämpften sich manche Musikanten in halbgebückter Haltung durch schwierigste Notenpassagen.
1957 regt der damalige Bürgermeister Hans Schweinberger zur Gründung eine Musikvereins an. Als erster Obmann fungiert Hans Eichinger, Kapellmeister bleibt Franz Marsalek. Es folgen Auftritte im In-- und Ausland, unter anderem in Dänemark und Deutschland. 1967 legte Franz Marsalek auf Grund seines schlechten gesundheitlichen Zustandes sein Amt zurück. Er hat 14 Jahre lang versucht sein hohes musikalisches Können an die Neukirchner Musikanten weiterzugeben, und sorgt noch heute für so manche heitere Anekdote.
Rudolf Budimaier übernimmt das Amt des Kapellmeisters und organisiert im Oktober 1967 den ersten "Musiausflug" auf die Insel Mainau am Bodensee. Von seinem musikalischen Können kann sich das Publikum bei der traditionellen Cäciliafeier im gleichen Jahr überzeugen. In den kommenden Jahren folgen Teilnahmen an verschiedenen Wertungsspielen, bei denen Spitzenplatzierungen erzielt werden konnten. Ein Höhepunkt war die Teilnahme an der 12. Musikschau der Nationen in Bremen. Es folgten viele Auftritte im In - und Ausland, der Neubau des Musikpavillions, Werbefahrten, Konzerte und vieles mehr. Im Jahr 1978 konnten wir unser 100 jähriges Bestandsjubiläum feiern. Nach 17 Jahren, im April 1984 legt Rudolf Budimaier sein Amt zurück. Er war unzählige Stunden bei Proben, der Ausbildung des Nachwuchses von denen noch heute viele die Kapelle aktiv unterstützen, bei Konzerten und Ausrückungen für die Musikkapelle da. Unter seiner Leitung brachten wir so manches Bierzelt zum Kochen. Keiner verstand es so wie Rudi Stimmung in diverse Veranstaltungen zu bringen.
Den Taktstock übernahm an seiner Stelle Klaus Möschl. Es wurde wieder ein Verein gegründet, als Obmann wurde Otmar Schößwender, Sohn von Andre Schößwender, gewählt. Klaus Möschl legte sein Amt im Jahr 1991 nieder ihm folgte Ernst Pfeffer.
Ernst Pfeffer entstammt der Familie Dreier, eine der musikalischsten Familie Neukirchens. Viel der "Unteraschamer" waren und sind noch heute Mitglieder unserer Kapelle. Ernst, der bei den Tauernkraftwerken beschäftigt war fand in der Musik einen Ausgleich zu seiner nervenaufreibenden Arbeit. Unter seiner Leitung fand unter anderem ein Radiofrühschoppen mit der berühmten "Mnozil-Brass" statt. Er war auch die Triebfeder beim Umbau des Probelokals und bei vielen anderen Aktivitäten. Leider verstarb Ernst Pfeffer viel zu früh im alter von 44 Jahren bei einer Radtour. Ernst du wirst immer in unserer Erinnerung weiterleben.
Im Jahr 2001, nach dem tragischen Tod von Ernst Pfeffer, übernahm der Zimmerermeister Hans Wöhrer die musikalische Leitung. Als Obfrau fungierte Andrea Gartner. Wieder stand ein Jubiläum ins Haus. 125 Jahre Trachtenmusikkapelle Neukirchen. Im Sommer 2003 feierten wir das Jubiläum mit unseren Nachbarkapellen und den Neukircher Vereinen. Als musikalischen Höhepunkt luden wir die bekannte Gruppe "Mistrianka" aus Tschechien ein. Es war ein gelungenes Fest, an das wir noch gerne zurückdenken.
Im Herbst 2003, nachdem er seine Kapellmeister Prüfung abgelegt hat, übernahm Roland Pfeffer, der Sohn von Ernst, den Taktstock. Im Alter von 23 Jahren war er einer der jüngsten Kapellmeister im Land Salzburg. Sein erster großer öffentlicher Auftritt, war ein Radiofrühschoppen im Gasthof Schweinberger. Es folgte eine Einladung vom deutschen Alpenverein Sektion Witten, zur Gestaltung eines Konzerts in der Ruhrmetropole. Obmann in dieser Zeit war Franz Hofer.
Nach dem Abschluss seines Studiums, welches berufliche Veränderungen mit sich brachte, übergab Roland die Leitung im Jänner 2007 an Rudi Budimaier jun. Als Obmann wurde Franz Brunner gewählt.
Seit dem Jahre 2015 leitet Lorenz Brandauer die Kapelle mit viel Elan. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Kapelle war die Gründung eines vereinseigenen Jugendorchesters. Ebenfalls wurde in diesem Jahr die TMK Neukirchen wieder als offizieller Verein eingetragen. Mit Helmut Lechner und Peter Nindl wurden zwei verdiente Ehrenmitglieder ausgezeichnet.